Kurzzeiteinsatz 2010 – Bericht von Doris

Für mich war es dieses Jahr der erste „Einsatz vor Ort“ für das Missionszentrum. Ich war in den letzten 20 Jahren schon oft in Madagaskar – wir haben unsere Verwandtschaft dort besucht, auch im „Busch“ – aber es war eben früher eher ein privater Besuch. Dieses Mal war ich einer der Teamleiter und habe mich vor allem um den hauswirtschaftlichen Bereich der Kurzzeitmissionare gekümmert und Roseline (die Teamleiterin des madagassischen Teams) entlastet, da sie als Ärztin, Übersetzerin, Schnittstelle zu den Leuten des Dorfes, Reiseorganisatorin und und und … schon mehr als überlastet war. Benjamin (mein Mann) der da noch hätte helfen können, ist erst später nachgekommen. Ich wollte ja eigentlich eher in der Krankenstation mithelfen, hatte aber kaum Zeit dafür.

Vielleicht fragt Ihr Euch – was in aller Welt ist da so großartig zu tun? Kochen, Putzen und Waschen? Ihr müsst Euch vorstellen, dass dort, im Dorf, alles 10 mal mühsamer ist als hier. Es gibt in Ambohitsara keinen Strom, kein Wasser. Das Wasser muss vom Fluss (ca. 20 Min. vom Basiscamp) in 2 großen Tonnen, die auf Ochsenkarren transportiert werden, geholt werden. Auch keine „deutschen“ sanitären Einrichtungen (Plumpsklo und Eimerdusche).

Ein Beispiel: um morgens Kaffee zu machen muss man erst Kohlen aus dem Kohlensack holen, kleine Feuerhölzer, Kerzenreste und Streichhölzer besorgen. Dann Hände waschen – die sind jetzt nämlich pechschwarz von der Kohle, Kohlenschaufel gab’s nicht. Das ist auch mühsam, denn einer oder Du selber musst Dir erst Wasser in einem Gefäß aus der Tonne holen und es dann über die Hände kippen – wenn Du Pech hast, fällt Dir die Seife runter in den roten(!!) Staub und Du musst dann erst die Seife waschen, bevor Du Deine Hände waschen kannst. Dann wedelst Du mit einem Stück Karton, damit die Kohlen auch richtig brennen und erst daaaann kannst Du Dir einen Topf mit Wasser (auch Einschöpfmethode) besorgen, ihn draufstellen und warten bis es kocht. Dann vom Feuer runterholen (vorsicht, nicht die Finger verbrennen, Topflappen gab’s auch keine richtigen, nur winzige, ansonsten ein Minischwamm oder ein Stück Karton) und – Gott sei Dank – wir hatten Instantkaffee mitgebracht …

Das gleiche gilt auch fürs Putzen (ein Strohbesen, mit einem Putzlappen umwickelt und mit Wäscheklammern festgemacht, die man bei jedem Eintunken auf und wieder zuklippen muss). Leider muss man ziemlich viel putzen, da wie gesagt der Staub rot und überall ist. Wenn man nicht regelmäßig putzt hat man Flöhe in der Hütte.

Brot ist auch schwierig, da die Malagasy auf dem Dorf das nicht kennen. Und wir Europäer tun uns schwer, nur das Essen der Einheimischen zu essen. Entweder Zwieback (den gibt es in der Hauptstadt) oder mühsam im Kohleofen Brot selber backen. Gekocht wurde in riesigen Töpfen auf dem Kohlenfeuer. Auch mal Spagetti, die wir aus Tana mitgeschleppt hatten.

Wäsche waschen (Handwäsche) nach der Malagasy-Methode (gilt auch für Geschirr): Alles nass machen (gibt nur kaltes Wasser), mit Kernseife einseifen, Stück für Stück schrubben, 2 mal mit sauberem Wasser nachspülen.

Mir persönlich hat es echt Spaß gemacht und ich hab es auch gerne getan. Man konnte immer neue Sachen erfinden, aus nichts etwas machen, versuchen mit den primitivsten Hilfsmittel doch noch ein gutes „Verfahren“ zu entwickeln, einfach alles in einen Topf werfen und schauen, was dabei rauskommt …

Die Menschen dort sind so anders als hier – können sich an den geringsten Kleinigkeiten freuen (es war immer ein Volksauflauf und ein Riesengelächter, wenn man den Leuten nach einem Photo, das man mit der Digi-Cam gemacht hat, dieses auf dem Display gezeigt hat). Ich hatte, wenn ich mal irgendwo hingegangen bin, mindestens 3 kleine Mädchen an der Hand. Ich glaube, diese Kinder haben noch nie erlebt, dass man ihnen so viel (für ihre Begriffe) Aufmerksamkeit und Zuwendung schenkt. Unsere Haare fanden sie ganz toll …

Es stört keinen dort, wenn man im Bademantel irgendwo auftaucht oder das T-Shirt nicht zum Rock passt, oder man 2 Tage das Gleiche anhat. Oder ob man (durch die Eimerdusche) eine komische Frisur hat. Die meisten Dinge, auf die hier so viel Wert gelegt wird (Klamotten, Aussehen, dieser ganze „Jugendwahn“ aus der Werbung, gute Figur haben, Status-Symbole, wie oft man in den Urlaub fährt …) sind dort unbekannt oder zweitrangig. Wertvoll sind dort Dinge, die in einem drin sind. Güte, Barmherzigkeit, Zuwendung, Freundschaft, zwischenmenschliche Beziehungen. Ein „Lebensmotto“ dort heißt: „Lieber viel Geld verlieren als einen Freund verlieren“. Ältere Menschen genießen dort viel mehr Achtung, der Dorfchef ist immer der Älteste. Und es ist ein Segen, wenn man nicht „streichholzdünn“ ist. Die Uhren laufen anders dort, man zählt die Zeit eher in Wochen als in Stunden. Ein Tag kann zwar „verplant“ sein, das heißt aber noch lange nicht, dass das auch stattfindet, was man da machen sollte, und schon gar nicht in dieser Geschwindigkeit und Hetze wie hier.

Ich auf jeden Fall bin mehr beschenkt worden, als das was ich gegeben habe, trotz des Staubs, der Ratten, der hygienischen Verhältnisse, dass ich keine Nacht durchschlafen konnte …

Ihr fragt Euch, wie man bei so was Spaß haben kann? Indem man versucht, seine „Rechte“ (was man glaubt, dass die eigenen Grundrechte sind, wie saubere Umgebung, genug Schlaf, das gewohnte Essen, Zeit für sich selber …) aufzugeben und das anzunehmen, was Jesus statt dessen für einen hat. Ihr würdet Euch wundern …

Doris Mampionona, 45 Jahre, Hausfrau

Missionseinsatz vom 04.08. bis 07.09.2010

In unseren Online-Bilderalben finden Sie weitere Bilder von den Kurzzeitmissions-Einsätzen 2009 und 2010.

Siehe auch:Allgemeine Informationen zu einem Kurzzeiteinsatz im Missionszentrum Port-Berger, Madagaskar

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